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Die Eichi-Saison ist eröfnet

Es ist wieder die Zeit im Jahr, wo Eichhörnchen die ersten Würfe aufziehen. Damit einher geht auch, dass nun wieder die Zeit beginnt in der verletzte oder verwaiste Jungtiere gefunden werden und dann einen Platz benötigen, an dem sie tier- und artgerecht aufgezogen werden können, bevor man sie zurück in die Freiheit entlässt.

 

Finja, unser erstes Eichhörnchen dieses Jahr, lief jemandem hinterher und versuchte, am Hosenbein hinauf zu klettern. Dies ist keineswegs ungewöhnlich: verwaiste Jungtiere, zum Beispiel wenn die Mutter überfahren wurde oder aus anderen Gründen nicht zurückkehrt, verlassen den Kobel (das Eichhörnchen-Nest), manchmal auch, obwohl sie noch gar nicht richtig klettern können, weil sie drohen zu verhungern. In solchen Fällen sollte man die Augen nach weiteren Jungtieren offen halten - oftmals ist dann ein ganzer Wurf unterwegs in dem Versuch irgendwie das eigene Überleben zu sichern. 

 

Wenn man ein junges oder verletztes Eichhörnchen findet, dann sollte man das Tier vorsichtig in ein Tuch betten und in einem dunklen, mit Luftlöchern versehenen Karton sichern. Bei Babies oder sehr jungen Hörnchen ist nicht damit zu rechnen, dass sie wirklich beißen. Bei erwachsenen Tieren können einen Handschuhe vor einem möglichen Biss schützen. Dieser ist zwar nicht besonders gefährlich, aber definitiv unangenehm. Dann gilt es, das Tier möglichst schnell in fachkundige Hände zu übergeben - je kleiner oder je schlimmer verletzt desto mehr Eile ist geboten! Dabei kann der erste Eindruck trügen: auch junge Hörnchen, die noch recht aktiv wirken können innerhalb weniger Stunden kollabieren, da der Überlebenstrieb und das Adrenalin oft die völlig Erschöpfung oder sogar Knochenbrüche übertönen. 

 

Wir möchten an dieser Stelle nochmal inständig an alle appellieren, solche jungen Wildtiere NICHT SELBST AUFZUZIEHEN. Wir verstehen natürlich, dass man diese niedlichen Fellnasen gerne möglichst lang und intensiv beobachten möchte, aber dies geht zu Lasten des Tieres. Sämtliche Wildtiere bedürfen einer fachkundigen Aufzucht und einer Pflegeperson mit viel Erfahrung und der notwendigen Infrastruktur. Dazu gehören neben den entsprechenden Gehegen oder Volieren auch mögliche Geschwistertiere, tierärztliche Betreuung und nicht selten eine sehr sorgfältige 24-Stunden-Versorgung. Nur so kann man sicherstellen, dass die Tiere zu geeigneter Zeit normal sozialisiert wieder in die Freiheit entlassen werden können und dort eine wirkliche Überlebenschance haben.

 

Sollten Sie ein verwaistes oder verletztes Eichhörnchen finden, bietet der Verein Eichhörnchen Notruf e.V. eine Hotline mit telefonischer Erst-Beratung an und vermittelt dann über ein Netzwerk die nächstgelegene Pflegestelle. Zu unseren Öffnungszeiten können Sie selbstverständlich auch in unserer Praxis anrufen.

 

Finja war, als sie zu uns kam, stark dehydriert aber erstaunlich munter. Jedoch lässt ihr Entwicklungszustand darauf schließen, dass das Muttertier entweder einen sehr großen Wurf hatte oder selbst gesundheitlich angeschlagen war. Da bei ihr bereits die oben Schneidezähne durchbrechen, müsste sie eigentlich rund 20-40 Gramm schwerer sein. Bei einem aktuellen Gewicht von nur rund 80 Gramm ist das ein sehr großes Minus. Entgegen der landläufigen Annahme ist ihr dunkler Schwanz kein Zeichen dafür, dass es sich um ein amerikanisches Hörnchen handelt. Unsere europäischen Hörnchen treten in sämtlichen Fellfärbungen von feuerrot bis hin zu nachtschwarz auf! Amerikanische Grauhörnchen sind in Baden-Württemberg bis her (zum Glück) noch nicht eingeschleppt worden und sind, abgesehen vom grauen Fell und dem deutlich bulligeren Kopf, erheblich größer, als unsere einheimischen Exemplare.

 

Somit wird Finja nun aufgepäppelt und mit etwas Glück dann, wenn sie erfolgreich mit Ziehgeschwistern gemeinsam in einer Voliere ihre Kletterkünste trainieren konnte, über eine dafür geeignete Auswilderungsvoliere zurück in die Freiheit entlassen.

 

Wir drücken der kleinen Dame die Daumen und wünschen ihr ganz viel Glück!